Angedacht 2021-06

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einer Bank, und ein Bankräuber kommt herein und ruft: „Geld oder Leben!“ Natürlich wissen Sie, was der Bankräuber will. Doch was eigentlich im ersten Moment wie eine Bedrohung klingt, ist in Wirklichkeit die Frage nach einer Entscheidung! Keine leichte Entscheidung. Was will ich denn? Ich möchte gern antworten: Beides! Ich will Geld und Leben! Das eine geht ja nicht ohne das andere.

In diesen Zeiten der Corona-Pandemie werden wir schmerzlich daran erinnert: Wer keine Arbeit hat, der hat auch kein Geld und das macht das Leben sehr schwierig. Wer davon betroffen ist, der weiß, dass nicht nur der Magen knurrt, sondern auch das Gemüt leidet. Denn unser Selbstwertgefühl hängt – leider! – oft genug von der Höhe des Geldes ab, das wir verdienen. Auch Arbeitslosen-geld, oder „Corona-Hilfe“ hilft da wenig. Wer keinen eigenen Beitrag leistet in der Gesellschaft, der fühlt sich nutzlos – eben nichts wert.

So wird die Coronakrise zur Lebenskrise. Beides ist unweigerlich miteinander verknüpft. Die wenigsten von uns leben als Eremiten oder als autarke Selbstversorger. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es Geld kostet, Essen zu beschaffen und unsere Kinder in die Schule zu schicken. Kein Geld kein Leben? Das wäre die logische Schlussfolgerung, und das wäre schlimm!

„Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte“, schreibt der Apostel Paulus an seine Gemeinde in Korinth (1 Kor 7,23). Mit anderen Worten: Egal welchen Beruf Ihr habt – oder nicht habt – Ihr seid wertvoll bei Gott! Die Lebensperspektive, die der christliche Glaube eröffnet, sieht den Wert eines Menschen nicht in dem, was er leistet. Ein Mensch hat seinen Wert als Geschöpf Gottes und ist befreit durch das, was Jesus für uns getan hat. Das ermutigt und spornt an, im Leben neu anzufangen und nach kreativen Wegen und Lösungen zu suchen. Also nicht: „Geld oder Leben“, sondern „Leben mit Gott“ ist die Alternative! Es erhöht nicht unbedingt unser Bankkonto, aber doch unser Selbstwertgefühl. Und das hilft allemal, zum Beispiel wenn man sich in einem Bewerbungsgespräch „gut verkaufen“ muss. Bei Gott jedoch brauchen wir uns nicht zu verkaufen, denn wir haben unseren Wert als seine geliebten Geschöpfe!

Pastorin Pia Werner